VDI Ausschuss Technikgeschichte: „Technik im Kalten Krieg II (1970-1990)“
Jahrestagung Bochum, 14.-15. Februar 2013
mit Vergabe des Conrad‐Matschoß‐Preises 2013 des VDI für Technikgeschichte
Veranstaltungsort:
Ruhr‐Universität Bochum, Universitätsstr. 150, 44801 Bochum.
Donnerstag, 14. Februar 2013, Veranstaltungszentrum Saal 3
14.00 Helmut Maier (Bochum, Lehrstuhl für Technik‐ und Umweltgeschichte): Begrüßung
14.10 Karin Zachmann (München): Technik im Kalten Krieg (1970‐1990)
14.50 Sibylle Marti (Zürich): Szenarien eines nuklearen Krieges. Szenariotechnik, atomare (Un‐)Sicherheit und Gesamtverteidigung in der Schweiz (1970‐1990)
15.30 Kaffeepause
16.00 Dieter Kollmer (Potsdam): Sonderfall Bundeswehr – Rüstung zwischen „Flexible Response“ und Friedensbewegung
16.40 Anne Sudrow (Potsdam): “Statt Waffen nützliche Dinge”: Konzepte der “alternativen Produktion” in den 1970er Jahren
17.30‐19.15 Vergabe des Conrad‐Matschoß‐Preises des VDI für Technikgeschichte 2013
Freitag, 15. Februar 2013, Hörsaal HGA 30
Chair: Christian Kehrt)
9.00 Oliver Schmidt (Mannheim): Wasserkocher, Waschmaschinen, Tischventilatoren – Haushaltstechnik im Systemvergleich. Wettlauf oder Innovationslücke?
9.40 Frank Dittmann (München): “Wir sind die größte DDR der Welt” – Zur Mikroelektronik in der DDR der 1980er Jahre
10.20 Kaffeepause
10.50 Miroslaw Sikora (Katowice): Innovation durch Spionage? Forschung, Entwicklung und Geheimdienst in der Volksrepublik Polen (1970‐1990)
11.30 Andie Rothenhäusler (Karlsruhe): Technikverdrossenheit im Kalten Krieg? Die Debatte um die Technikfeindlichkeit in den 1980er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland
12.10 Thilo Jungkind (Rottweil am Neckar): Umweltproteste gegen die Dünnsäureverklappung von Bayer. Interdisziplinäre Perspektive auf eine Demokratisierungspraktik in der Zeit des Kalten Krieges
13.00 Ende
VDI Ausschuss Technikgeschichte: „Technik im Kalten Krieg I (1945-1970)“
Jahrestagung Bochum, 23.-24. Februar 2012
Veranstaltungsort:
Zentrum für IT-Sicherheit Bochum, Lise-Meitner-Allee 4, Horst-Görtz-Saal
Anmeldung per E-Mail an: Prof. Dr. Helmut Maier (helmut.maier@rub.de)/ Teilnahme kostenfrei
Anfahrt: http://www.gits-ag.de/kontakt.html
Donnerstag, 23. Februar 2012
14.00 Helmut Maier (Bochum): Begrüßung
Karin Zachmann (München): Technik im Kalten Krieg (Einführung)
14.20 Mario Daniels (Hannover): Von „Paperclip“ zu CoCom. Die Herausbildung einer neuen US-Technologie- und Wissenspolitik in der Frühzeit des Kalten Krieges (1944-1949)
15.00 Dag Krienen (Bochum): Neue Schiffe auf neuen Werften – der DDR-Schiffbau und die maritime Rüstung
15.40 Kaffeepause
16.10 Patryk Wasiak (Wassenar, Niederlande): “Forgotten Heroes of the Computer Revolution” – The Rise of the Computer Industry in the State-Socialist Poland and the Cold War
16.50 Rudolf Seising (Mieres, Spanien): Von Denkmaschinen und Evolutionären Strategien. Science Szenarios and Science Fiction im Kalten Krieg
17.30 Ende
Freitag, 24. Februar 2012
9.00 Stefanie van de Kerkhof (Mannheim):Militärische Spin-offs – Ein moderner Mythos? Zur Problematisierung am Beispiel bundesdeutscher Wehrtechnikunternehmen im Kalten Krieg (1949-1970)
9.40 Burghard Weiss (Lübeck): „Own the night!“ Die Entwicklung von Nachtsichtgeräten im militärischen Kontext (1935-1975)
10.20 Lutz Budraß (Bochum): „Alle sollen besser leben.“ Leo Brandt, die ‚Zweite Industrielle Revolution’ und das SED-Regime
11.00 Kaffeepause
11.30 Claas Siano (Bochum): Von der militärischen zur zivilen Idee – Die Entwicklung der Senkrechtstartertechnik im Kalten Krieg
12.10 Dania Achermann (München/Aarhus): Wetterbeeinflussung im Kalten Krieg
12.50 Christian Kehrt (Hamburg): Globale Infrastrukturen des Kalten Krieges. Die Erschließung der Polarregionen in technikgeschichtlicher Perspektive
13.30 Ende
Technikgeschichtliche Tagung des VDI 2011
mit Vergabe des Conrad-Matschoß-Preises 2011 des VDI für Technikgeschichte
Thema:
Ideologie und Innovation. Die Technik und der nationalsozialistische Vierjahresplan
Tagungsort
Ruhr-Universität Bochum – Universitätsstrasse 150, Veranstaltungszentrum Saal 3, am 10. und 11. März 2011
Donnerstag, 10. März 2011
14.00 Begrüßung und Eröffnung
Prof. Dr. Helmut Maier (Ruhr-Universität Bochum)
14.20 Das Reichsamt für Wirtschaftsausbau als „Innovationsbehörde“ des
Vierjahresplans
Dr. Sören Flachowsky (Falkensee)
15.00 Innovation trotz Ideologie? Technikausstattung bäuerlicher Betriebe in
der Zeit des Vierjahresplans 1936 – 1940
Michael Bach / Prof. Dr. Jürgen Hahn (Berlin)
15.40 Kaffeepause
16.10 Die Verstromung der Reichsautobahn
Dr. Frank Dittmann (Deutsches Museum München)
16.50 Der Plan als Chance: Unternehmerische und wissenschaftliche
Gestaltungsräume im nationalsozialistischen Vierjahresplan – Ein Beispiel aus
der sächsischen Industrie
Dr. Uwe Fraunholz / Swen Steinberg M. A. (Technische Universität Dresden)
17.30 Vergabe des Conrad-Matschoß-Preises des VDI für Technikgeschichte 2011
19.15 Ende Donnerstag
Freitag, 11. März 2011
09.00 Felix Wankels Arbeiten in der NS-Rüstungsforschung 1934 bis 1945
Dr. Marcus Popplow (Universität Salzburg)
09.40 „Was ist, was kann und will ‚Planarbeit‘?“ Karl Beurlens Reorganisation
der Geologie im NS-Staat
Peter Schimkat (Kassel)
10.10 Kaffeepause
10.40 „Mit dem Reagenzglas durch das Land.“ – Die Reichs- und Preußische
Landesanstalt für Wasser-, Boden- und Lufthygiene und der Vierjahresplan
Dr. Norman Pohl (TU Bergakademie Freiberg)
11.10 Austauschstähle und Kraftfahrwesen: Die Materialprüfungsanstalt
Stuttgart von 1933 bis 1945
Dipl.-Kfm. (techn.) Jens Klein (Filderstadt)
11.50 Heinrich Erhard – Abfallsammlung und Wiederverwertung im Zeichen des
Vierjahresplans
Dirk Wiegand M. A. (Iserlohn)
12.30-13.00 Abschlussdiskussion
Michael Bach, Frank Dittmann, Sören Flachowsky, Uwe Fraunholz, Jürgen Hahn,
Jens Klein, Norman Pohl, Marcus Popplow, Peter Schimkat, Swen Steinberg, Dirk
Wiegand; Moderation: Helmut Maier
Erschienen November 2010: 150 Jahre Stahlinstitut VDEh 1860 - 2010
Berichterstattung über die VDI-Tagung Technikgeschichte im Handelsblatt:
-
PDF-Version: Handelsblatt vom 22.02.2010
Tagungsbericht VDI-Tagung Technikgeschichte an der RUB
Tagung: VDI-Bereich Technikgeschichte 2010
Thema der Tagung:
"Forschung tut not." Technik und Innovation in der Weltwirtschaftskrise (1929-1933)
In der Berichterstattung zur aktuellen Krise, die ab Herbst 2008 lawinenartig anstieg, bildet die Weltwirtschaftskrise vom Ende der 1920er Jahre den meistgenannten historischen Bezugspunkt. Aus ihm wird ein in erster Linie abschreckendes Szenario abgeleitet, waren doch seinerzeit nicht nur Firmenzusammenbrüche und Massenarbeitslosigkeit die Folge. Die Krise von 1929, die die politisch fragile erste deutsche Demokratie schwer erschütterte, gilt als eine der notwendigen Voraussetzungen für das Ende der Weimarer Republik und die "Machtergreifung" der Nationalsozialisten von 1933. Daher gelte es heute, die Fehler der historischen Vorläufer zu vermeiden und dadurch die Stabilität des heutigen sozialen und politischen Gefüges zu erhalten. Was also können wir aus der Geschichte lernen?
Unter den vielfältigen Maßnahmen zur Krisenbewältigung der Weltwirtschaftskrise ab 1929 sticht eine forschungspolitische Initiative hervor, die der VDI im Sommer 1930 nach amerikanischem Vorbild in Gang setzte. Durch die populärwissenschaftliche Publikationsreihe "Forschung tut not" sollten Öffentlichkeit und Politik dafür gewonnen werden, durch die Steigerung der Forschungsausgaben der Krise Herr zu werden. Dieser Kampagne stand allerdings eine breite anti-technische Bewegung entgegen, die gerade in einer überzogenen Techniknutzung eine der Ursachen der Krise erkannte.
Die Tagung zielt darauf, die Technikgeschichte der Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1933 in ihren vielfältigen Dimensionen zu diskutieren. Dazu zählen nicht nur die Forschungsinitiativen, mit deren Hilfe die Attraktivität deutscher Produkte gesteigert werden sollte, sondern auch die verbands- und standespolitischen Motive der Initiatoren der Kampagnen. Bislang herrscht die Auffassung vor, daß die Überwindung der Krise in erster Linie durch massive staatliche Ausgabenprogramme gelang ("New Deal"), gepaart mit generellen weltwirtschaftlichen Erholungstendenzen. Eine zentrale Frage wird daher sein, inwieweit technische Innovationen einen Beitrag zur Überwindung der Krise zu leisten vermochten, oder ob die Krisenprojekte, wenn überhaupt, erst zur Mitte der 1930er Jahre zum Tragen kamen.
Tagungstermin
18. Februar 2010, 14.00-18.10 Uhr und 19. Februar 2010, 9.00-13.15 Uhr
Tagungsort
Universität Bochum
Universitätsstraße 150
Gebäude GA (Gesellschaftswissenschaften) - Hörsaal HGA 30
Die Teilnahme an der Technikgeschichtlichen Tagung ist entgeltfrei.
Da die Zahl der Plätze begrenzt ist, gilt: Teilnahme nur nach bestätigter Anmeldung!
Anmeldung
Ruhr-Universität Bochum
Technik- und Umweltgeschichte
Prof. Dr. Helmut Maier
E-Mail helmut.maier@rub.de
Fax 0234/32 - 1 42 01
Tagung: VDEh-Geschichtsausschuss (April 2009):
Thema: 300 Jahre Kokshochofen
in: Völklingen und Dillingen (Saarland)
am: 23.-24. April 2009
Im Jahr 1709 erschmolz Abraham Darby in Coalbrookdale zum ersten Mal kontinuierlich über eine längere Zeitspanne Roheisen unter Verwendung von Steinkohlenkoks. Aus diesem Anlass laden Geschichts-, Hochofen- und Kokereiausschuss des Stahlinstitut VDEh nach Völklingen (Weltkulturerbe Völkinger Hütte, Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur) und Dillingen (einzige Hochöfen und Kokerei des Saarlands) zu der technikgeschichtlichen Vortragsveranstaltung ein. Die Erfindung des Kokshochofens war die Basis für eine technische Revolution, die sich in den nächsten 150 Jahren über ganz Europa ausbreiten sollte. Die Verbreitung mit ihren technischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen werden die Vorträge der Historiker nachzeichnen. Mit einem Ausblick der heute tätigen Fachleute über den derzeit erreichten Stand der Technik hinaus bis in die Zukunft schließt die zweitägige Veranstaltung ab. Die Veranstaltung wird gefördert von der Alfred und Cläre Pott-Stiftung.
Tagungsprogramm:
Donnerstag, 23. April 2009: Völklingen
Moderation Helmut Maier, Ruhr-Universität Bochum
13:00 Uhr Bustransfer Hotel Scheidberg nach Völklingen
14:00 Uhr Eröffnung der Tagung
Grußworte
14:15 Uhr Michael Darby: Abraham Darby and the use of coke in a blast furnace, Coalbrookdale 1709
14:45 Uhr Rémy Nicolle: Some steps in the development of coke manufacture and use in France
15:15 Uhr Nikolaus Olaf Siemazsko: Einführung und Entwicklung des Kokshochofenverfahrens in
Oberschlesien 1796–1860
15:45 Uhr Diskussion und anschließend Kaffeepause
16:30 Uhr Ralf Banken: Die Einführung des Kokshochofens an der Saar 1750–1860
17:00 Uhr Wolfhard Weber: Frühe Kokereiversuche im Ruhrgebiet
17:30 Uhr Manfred Rasch: Frühe Kokshochöfen im Ruhrgebiet
18:00 Uhr Diskussion
18:30 Uhr Rundgang Weltkulturerbe Völklinger Hütte, Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur
20:00 Uhr Abendessen
Historischer Hochofenfilm
Rücktransfer
Freitag, 24. April 2009: Dillingen
Moderation Manfred Rasch, ThyssenKrupp Konzernarchiv, Duisburg
08:00 Uhr Bustransfer Hotel Scheidberg nach Dillingen
08:30 Uhr Uwe Fliegauf: Der Kokshochofen im ostwürttembergischen Hüttenwerk Wasseralfingen: Wirtschaftliches Überleben trotz Revierferne – eine historische
Fallstudie (1862–1925)
09:00 Uhr Hans Jörg Köstler: Der Beginn der Koksroheisenerzeugung in Österreich 1870 und deren Entwicklung bis zum Ersten Weltkrieg – Ein Überblick
09:30 Uhr Michael Farrenkopf: Der Verbund von Hochofen und Kokerei in historischer Perspektive
10:00 Uhr Diskussion
10:15 Uhr Peter Schmöle: Roheisenerzeugung im Hochofen – Entwicklung, Status quo und Zukunft
10:45 Uhr Peter Liszio: Kokserzeugung für den Hochofenbetrieb von morgen
11:05 Uhr Yves Hermann: Moderne Kokserzeugung im Stampfbetrieb am Beispiel der Zentralkokerei Saar
11:25 Uhr Diskussion und Kaffeepause
12:00 Uhr Besichtigung Dillinger Hütte
14:00 Uhr Abschlussdiskussion und Mittagessen
Bustransfer Hotel Scheidberg
Bericht über die VDI Tagung in den VDInachrichten:
Tagungsbericht zur VDI Tagung vom 26./27.Februar:
Andreas Desse, B. A.
Marco Heckhoff, B. A.
Tagungsbericht zur Technikgeschichtlichen Jahrestagung des VDI 2009
Flotte, Funk und Fliegen
Leittechnologien der Wilhelminischen Epoche
26. und 27. Februar 2009 in Düsseldorf
Die Tagung des VDI Bereichs Technikgeschichte versammelte über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen, um der Fragestellung nachzugehen, welchen gegenseitigen Einfluss die Technik und der Staat während der Wilhelminischen Epochen aufeinander ausübten. Welche Rolle fiel einem Monarchen zu, den die technikhistorische Forschung zuletzt als den „konstruierenden Kaiser“ (Wolfgang König) charakterisierte? Welche Perspektiven werden durch neue diskursanalytische Ansätze eröffnet, um das Kaiserreich auch jenseits der Herausbildung des "militärisch-industriellen Komplexes" zu erfassen? Die Tagung fand im FFFZ-Tagungszentrum Düsseldorf statt und wurde unterstützt durch die bewährte Organisation des VDI (Michael Kussmann).
Nach einer kurzen Einleitung von Prof. Dr. Helmut Maier, dem Vorsitzenden des Bereichs Technikgeschichte im VDI, stellte Herr Dr. Eckhard Schinkel vom LWL-Industriemuseum in seinem Vortrag die Verbindung zwischen traditionell ausgebildeten Schiffbauern der Industrie, dem Militär und der Person Kaiser Wilhelms II., am Beispiel des Werftdirektors und Gutachters Rudolph Haack (1833-1909) dar. Der Vortrag eröffnete hier Perspektiven auf die Differenz zwischen kaiserlich- künstlerischer Vision und technischer Machbarkeit und Umsetzung, sowie den daraus resultierenden staatlich-strukturellen Problemen.
Darauf folge der Vortrag von Dr. Werner Tschacher von der RWTH Aachen, in welchem die medienwirksamen Besuche Wilhelms II. in Aachen untersucht wurden. Dabei wurde herausgearbeitet, dass es auf der einen Seite eine starke Technikbegeisterung, auf der anderen Seite aber ein Festhalten an traditioneller Herrschaftsrepräsentation gab. Kritisch wurden diesem Zusammenhang die Rolle Wilhelms des II. in Bezug auf die Medien hinterfragt.
Prof. Dr.-Ing Eike Lehmann von der TU Hamburg-Harburg stellte in seinem Vortrag über die Entstehung des wissenschaftlichen Schiffsbaus in Deutschland anhand zahlreicher technischer Beispiele die Transferleistung zwischen militärischer und anschließender ziviler Nutzung von Innovationen dar. Er wies in diesem Zusammenhang auf die besondere Funktion akademischer Marinebaubeamter für die Verwissenschaftlichung des Schiffbaus, speziell durch die Anwendung der Festigkeitsforschung, hin.
Dr. Siegfried Buchhaupt fokussierte sich in seinem Vortrag „Felix Lincke (1840-1917), seine Analyse der Schiffsteuermaschine und Vision der Entwicklung der Maschine zum Automaten“ vor allem auf die Bedeutung der Schriften und Visionen des Darmstädter Ingenieurs Lincke bezüglich der Entwicklung von Servomechanismen und der Automatisierung im 20. Jahrhundert. Lincke erkannte schon früh, dass die Entwicklungsperspektive der Technik in der Automatisierung lag. Herr Buchhaupt stellte heraus, dass Lincke mit Rückgriff auf die Schriften des Philosophen Ernst Kapp eine zunehmende Ablösung des Menschen von der Maschine prognostizierte. Früh formulierte Lincke auch schon das Prinzip des Regelkreises, lange bevor die Regelungstechnik dieses Konzept Mitte des 20. Jahrhunderts ins Zentrum ihrer Betrachtungen stellte.
PD Dr. Stefan Krebs, TU Eindhoven, untersuchte die Auswirkungen von Legitimationsdiskursen auf die hüttenmännische Studienreform zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dabei spielten genau jene rhetorische Figuren eine Rolle, die Wilhelm II. anlässlich der Eröffnung der TH Danzig proklamiert hatte: Großmachtstreben und technologischer Vorsprung, hier im Fall des Eisenhüttenwesens. Hinzu kam die Bedeutung des Fachs für die „vaterländische Wirtschaft“ im Wettrennen mit der englischen Eisen- und Stahlproduktion. Bemerkenswert ist, dass Prof. Fritz Wüst – forciert durch den Verein Deutscher Eisenhüttenleute – geschickt platziert wurde und am Ende als Gutachter für sein eigenes Fach auftrat.
Dr. Norman Pohl von der TU Freiberg referierte über „Stoffe mit besonderen Eigenschaften? Zum ökonomischen und kolonialen Kontext chemischer Produktion in der Wilhelminischen Epoche.“ Pohl veranschaulichte an verschiedenen Beispielen (Vanillin und Cyanide) die Ziele der chemischen Industrie, Ersatzstoffe für Naturprodukte aus Übersee zu entwickeln. Gleichermaßen stellte er aber auch die Bedeutung der Entwicklung chemischer Stoffe zur Gewinnung von Rohstoffen, wie beispielsweise die der Cyanide für die Goldgewinnung, und somit die Rechtfertigung für die Intensivierung kolonialer Aktivitäten heraus.
Die unterschiedlichen Systeme der Luftfahrt leichter als Luft waren Thema von PD Dr. Rüdiger Haude von der RWTH Aachen. Ihm ging es um diskursive Phänomene vornehmlich in der öffentlichen Wahrnehmung. Hier kam es zu sehr unterschiedlichen Aneignungsformen des Luftschiffs: Einerseits aus sozialdemokratischen Kreisen friedensutopisch konnotiert, andererseits auch durch die völlige Militarisierung, die schiere Größe und die majestätische Erscheinung an den Großmacht- und Herrschaftsdiskurs gebunden. Ohne die Zeppelin-Hysterie wäre die Vollendung der Luftschifffahrt zum Waffensystem gar nicht möglich gewesen.
Ralf Spicker, M. A. vom Deutschen Museum in München, beleuchtete das Luftschiff-Thema von einer anderen Seite: Er betonte die Analogien zwischen dem Flotten- und Luftschiffbau, die nicht nur im Bereich des Vereinswesens (Deutscher Flottenverein/Deutscher Luftflotten-Verein) augenfällig sind.
Spicker hob die Rolle des Reichsmarineamtes hervor. Hier wurden Prinzipien des Flottenbaus auf den Luftschiffbau angewandt, da die Reichsmarine ein eigenes Starrluftschiff zu entwickeln versuchte. Diese Pläne scheiterten jedoch, als das Marineluftschiff „L 2“ mit dem Marineschiffbaumeister Felix Pietzker an Bord havarierte. Auch Prof. Johann Schütte setzte auf Methoden, die aus dem
wissenschaftlichen Schiffbau stammten.
Direkt im Anschluss ging Franz Jungbluth, M. A. aus Mannheim, genauer auf den Schütte-Lanz-Luftschiffbau ein. Er charakterisierte Schütte als politischen Netzwerker, wogegen Karl Lanz, der Maschinenbauunternehmer, über die nötigen Verbindungen im großbürgerlich-patriotischen Milieu verfügte. Am Ende scheiterten die Schütte-Lanz-Luftschiffe aus technologischen Gründen, nicht
zuletzt wegen Problemen mit dem Werkstoff Holz. Wie bei allen Luftschiff-Ereignissen inszenierten Schütte und Lanz die Flüge als „patriotische Spektakel.“
M.A. Volker Mende von der TU Cottbus widmete sich in seinem Vortrag „Allerhöchster Festungsbau – Kaiser Wilhelm II. und die Panzerfrage“ besonders dem Modellfort, das im Sommer 1893 im Schlossgarten des Neuen Palais in Potsdam-Sanssouci erbaut wurde. Anhand dieser Anlage wurde der Wandel in der deutschen Festungsstrategie in den 1880er Jahren verdeutlicht. Auf Bestreben
des Kaisers wurde die technische Seite der Forts modifiziert, sie wurden elektrifiziert, der neue Baustoff Zementbeton wurde verwendet, und neue Geschütze mit umfangreicher Panzerung wurden installiert. Auf der strategischen Ebene wurden die Festen erstmals von den Städten gelöst und
operierten nun eigenständig mit Verbindungen zu benachbarten Befestigungsanlagen bei der Sicherung von geographischen Schlüsselpositionen. Herr Mende warb gegen Ende seines Vortrags für die Restaurierung des Modellforts, welches derzeit, obwohl Teil des Weltkulturerbes „Schlösser und
Gärten Potsdams“, nicht zugänglich ist.
Dr. Alexander Kirdorf aus Köln stellte in seinem Vortrag über „Eisenbeton – eine deutsche Erfolgsgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts“ die rasante Entwicklung des Eisenbetonbaus, einer entscheidenden technischen Innovation, und ihre wichtigsten Akteure vor. Ausgehend von den Patenten des Franzosen Monier präsentierte Kirdorf den Teilnehmern die verschiedenen Systeme des
Eisenbetonbaus, welche um 1900 auf dem Markt waren, wie sich die deutschen Unternehmer u.a. durch den Zusammenschluss im Beton-Verein gegen diverse Patentansprüche wehrten und die Erfolgsgeschichte des Eisenbetons weiter voran trieben. Es wurde darüber hinaus aufgezeigt, wie der Betonbau, begünstigt durch den weltweiten Bauboom, zunehmend mit der vorherrschenden Montanindustrie und dem Eisenbau konkurrierte. Die weltweiten Erfolge deutscher Bauunternehmen zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte Herr Kirdorf auf die frühe Zusammenarbeit von Staat, Wissenschaft und Industrie zurück. In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg hatten sich deutsche Unternehmen somit im Bereich Eisenbetonbau einen technischen und organisatorischen Vorsprung verschafft.
Dipl.-Pol. Thomas Irmer aus Berlin untersuchte die Rolle des Elektrokonzerns AEG und dessen System Telefunken. Gegenstand dieser Betrachtung war insbesondere die Einflussnahme des Kaisers. Ziel dieser Einflussnahme sollte die rasante Entwicklung einer nationalen Funktechnologie sein, welche sich mit den Fortschritten Englands durch Marconi messen lassen konnte. Jedoch wurden auch die Schattenseiten dieser Einmischung, die ökonomischen Probleme und die technischen und organisatorischen Probleme des Zusammenschlusses im Vortrag verdeutlicht. Der Referent schloss mit der Feststellung, dass mit ihrer Nutzung bei der Niederschlagung des Herero Aufstandes im Jahr 1904 die drahtlose Telegraphie ihre „politische Unschuld“ verloren habe.
Schon in den Diskussionen der Einzelvorträge kam der traditionelle Konflikt zwischen Diskurs- und kulturalistischen Technikhistorikern auf der einen und Ingenieur-Technikhistorikern auf der anderen Seite zum Vorschein. Die Frage steht im Raum, ob die Vernachlässigung der „Hardware“ nicht zu Defiziten in der Diskursgeschichte führt. Umgekehrt – und auch das hat eine lange Tradition
auf den VDI-Jahrestagungen Technikgeschichte – ist offenkundig, dass das Kulturphänomen „Technik“ ohne diskursive Ansätze gar nicht zu erfassen ist. Leittechnologien, gemessen an ihrer ökonomischen Relevanz, waren während der Wilhelminischen Epoche ganz sicher Kohle, Eisen und Chemie. Gemessen an der kulturellen Resonanz als die Symbole des technischen „Fortschritts“ rangierten die Luftfahrt und die Elektrizität an erster Stelle. Gewarnt wurde vor der allzu voreiligen Annahme, dass es schon vor dem Ersten Weltkrieg zur Herausbildung des militärisch-industriellen Komplexes gekommen sei. Hier müssten zuerst die Kriterien genauer definiert werden. Die Beispiele der
Tagung zeigten allerdings vergleichsweise deutlich, dass Militär, Industrie, das Herrschaftshaus des Monarchen und die wilhelminische Professorenschaft in einem engen symbolischen wie ökonomischen Tauschverhältnis zueinander standen.
Informationen über die bereits abgehaltene VDI-Tagung:
Tagung: VDI-Bereich Technikgeschichte
Thema: Flotte, Funk und Fliegen.Leittechnologien der Wilhelminischen Epoche (1888-1918)
Was verbinden wir mit Technik im Wilhelminischen Kaiserreich? Erste Automobile, die Anfänge der Elektrifizierung und der Luftfahrt, schließlich Schlachtflottenbau und die Rüstungstechnik des Ersten Weltkrieges. Tatsächlich kam es in der Wilhelminischen Epoche zur Entfaltung innovativer Leitsektoren der Hochindustrialisierung. Sowohl die existierenden, als auch die neuen Industriezweige profitierten von Technologieschüben. Der Einfluß der Technik- und Naturwissenschaften auf die Entwicklung von Verfahren und Produkten nahm erheblich zu. Der Kaiser war technikbegeistert und unterstützte die professionellen Interessen der Technischen Intelligenz. Mehr aber noch erlangte die Technik entscheidende Bedeutung für die Umsetzung der Großmachtansprüche des Deutschen Reiches. Der Flottenbau führte zur Einführung innovativer Technologien im Schiffbau, der Navigation und der Nachrichtenübermittlung. Vornehmlich aus militärischen Gründen engagierte sich der Staat bei der Entwicklung der Fliegerei leichter und schwerer als Luft.
Die Tagung macht sich zur Aufgabe, die Entwicklung und Nutzung neuer Technologien während der Wilhelminischen Epoche im Rahmen von vier Themenschwerpunkten zu diskutieren.
I: Wilhelm II/ Schiffbauwissenschaft
II: Technikwissenschaften/ Stoffgeschichten
III: Technikbegeisterung/ Luftschiffbau
IV: Festungsbau/ Eisenbeton/ Funktechnik
Tagungstermin: 26. und 27. Februar 2009
Tagungsort: VDI-Haus Düsseldorf, VDI-Platz 1 (Düsseldorf Airport-City)
Die Teilnahme an der Technikgeschichtlichen Tagung ist entgeltfrei.
Da die Zahl der Plätze begrenzt ist, gilt: Teilnahme nur nach bestätigter Anmeldung!
Anmeldung:
Prof. Dr. Helmut Maier
Technik- und Umweltgeschichte
Ruhr-Universität Bochum
E-Mail helmut.maier[at]rub.de
Tagungsprogramm:
Programm der VDI-Jahrestagung 2009
"Flotte, Funk und Fliegen. Leittechnologien im Wilhelminischen Kaiserreich"
Donnerstag, 26.2.2009
14.00 Helmut Maier: Begrüßung und Eröffnung
14.15 Eckhard Schinkel: Rudolph Haack (1833-1909) und die "persönliche Monarchie". Zur Rolle von Führungseliten im Wilhelminischen Kaiserreich
14.45 Werner Tschacher: Herrschafts-Technik im lokalen Raum. Die Besuche Wilhelms II. in Aachen im Juni 1902 und Oktober 1911
15.15 Eike Lehmann: Über die Entstehung des wissenschaftlichen Schiffbaus in Deutschland
15.45 Kaffeepause
16.15 Siegfried Buchhaupt: Felix Lincke (1840-1917), seine Analyse der Schiffsteuermaschine und Vision der Entwicklung der Maschine zum Automaten
16.45 Stefan Krebs: „Deutschlands Größe beim Wettbewerb der Völker“ – Großmachtträume als diskursive Ressource für den Ausbau der Technikwissenschaften
17.15 Norman Pohl: Stoffe mit besseren Eigenschaften? Zum ökonomischen und kolonialen Kontext chemischer Produktion in der wilhelminischen Epoche
Freitag, 27.2.2009
9.00 Rüdiger Haude: Starre und weniger starre Systeme
9.30 Ralf Spicker: Zwischen Volksbegeisterung, privater und militärischer Konkurrenz:
Die Entwicklung des Starrluftschiffs als Waffe im Spiegel des Flottenbaus
10.00 Franz Jungbluth: Zwischen Technikbegeisterung und „vaterländischer Pflicht“. Außendarstellung und Binnenperspektiven des Schütte-Lanz-Luftschiffbaus 1909-1917
10.30 Kaffeepause
11.00 Volker Mende: Allerhöchster Festungsbau. Kaiser Wilhelm II. und die Panzerfrage
11.30 Alexander Kierdorf: Eisenbeton – eine deutsche Erfolgsgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts
12.00 Thomas Irmer: Tönende Funken auf tönernen Füßen? Der Elektrokonzern AEG und das "System Telefunken"
12.30 Abschlußdiskussion