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Rahmenthema des Dritten Turnus
Migrationen
Menschen und
Ideen unterwegs im Europa der Moderne
Die Moderne hat mit der
sukzessiven Auflösung der traditionellen Lebenswelten
historisch einzigartige Schübe der kulturellen und sozialen
Mobilisierung ausgelöst. In Europa konkretisiert sich dieser
Prozeß – mit regional unterschiedlichem Entwicklungstempo
– seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts als neue
Beweglichkeit der Menschen im Raum, in der Gesellschaft und in
der Welt ihrer Ideen und Normen. Doch auch Texte, Konzepte und
Ideen sind in Bewegung; sie werden transferiert oder wandern
unterschwellig, von der Peripherie ins Zentrum oder umgekehrt,
von einer Kultur in die andere, wobei sie umgeformt und überformt
werden und eine neue, veränderte Wirkung entfalten.
Das Kolleg legt damit einen
denkbar weit gefaßten Begriff von „Migrationen“ als
verbindenden Kern und gedankliches Fundament der gemeinsamen
Arbeit zugrunde. Es wird ein weites Feld von kultur-, geistes-
und sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekten angesprochen,
um möglichst unterschiedliche Ausdrucksformen von Migrationen
in Politik, Kultur, Kunst und Gesellschaft zu erkunden. Das
Themenspektrum reicht, um es mit Beispielen zu illustrieren,
von intellektuellen Gedankenreisen nach Utopia über die
Faszination der Exotik bis zum Massentourismus, vom Exil bis
zur inneren Emigration, von den Wanderungen der Industriellen
Revolution über die Vertreibungen der Kriege und die
Deportationen in totalitären Diktaturen bis zum Brain Drain
der Gegenwart.
Das Kolleg versteht sich
indes nicht nur als wissenschaftliches Projekt, sondern auch
als bildungspolitische Initiative, die ihrerseits räumliche
und geistige Bewegung anregen und fördern möchte.
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