Restaurierungsarbeiten und Ruinenpflege > Restaurierungsarbeiten im Theater von Milet
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.Dr.-Ing. Berthold F. Weber

Restaurierungsarbeiten im Theater von Milet

 

1.  Südansicht des Theaters im Jahre 2000

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Die Restaurierungsarbeiten im römischen Theater von Milet, die seit 1997 unter der Leitung des Verf. stehen, konzentrieren sich auf die mächtige Cavea, den für ca. 20.000 Zuschauer errichteten, dreigeschossigen Zuschauerbau. Dabei stand zunächst die Beseitigung von statischen Problemen einsturzgefährdeter Bereiche im Vordergrund.

Der nächste Schritt war die Wiederherstellung von Treppen und Wegen im Bereich des Zuschauerraumes, um den vielen Besuchern die Möglichkeit zu geben, diesen gewaltigen Steinbau nicht nur aus der Ferne zu betrachten, sondern ihn durchwandern zu können oder, wie das Publikum in der Antike, auf den marmornen Sitzstufen Platz nehmen zu können.

Die folgenden Aufnahmen zeigen beispielhaft fünf der bislang ausgeführten Restaurierungsmaßnahmen.

I. Sicherung des Mauerwerks oberhalb des ersten geschlossenen Diazoma (Abb. 2 - 5)

Oberhalb des 1. geschlossenen Diazoma (Umgang zwischen 1. und 2. Rang) hatte sich ein Mauer-werkblock von ca. 15 m³ vom dahinterliegenden Kalkfelsen gelöst. Gipsbrücken, die zur Kontrolle über den 10 m langen Riss gespannt wurden, zeigten, daß sich das Mauerwerk trotz der provisorischen Stahlträger innerhalb eines Jahres um 1 cm bewegte. So wurden hier 2 Gewölbebögen, die dem antiken Tonnengewölbe entsprechen, zur Aufnahme der Last dieses Fundamentes gespannt.

4. Die beiden rekonstruierten Gewölbebögen; rechts der gereinigte Riss zwischen Mauerwerksblock und Kalkfels vor der Verfüllung.

 

II. Versturz der Sitzstufen im zweiten Sektor des ersten Ranges (Abb. 6 - 8)

Im 2. Sektor des 1. Ranges waren seit der Zeit der Freilegung im Jahre 1903 die oberen Sitzstufenblöcke in mehrere Lücken abgerutscht, die durch Steinraub in byzantinischer Zeit entstanden waren. Um die Sitzstufenblöcke in ihre antike Lage zurückzuversetzen, mussten zunächst alle über den Lücken folgende Blöcke mit Hilfe des Dreibeines entfernt werden. Nun konnten die Lücken mit Mörtelmauerwerk, das der römischen Fundamentierung entspricht, geschlossen werden, bevor die darüber folgenden Sitzstufen wieder in ihre originale Lage gebracht wurden.

 

7. Das Heben der verstürzten Blöcke mit Hilfe des Dreibeins.

 
 
 
 

III. Rekonstruktion der Orchestra-Westtreppe (Abb. 9 - 10)

Als in byzantinischer Zeit an Stelle des Bühnen-gebäudes eine Festungsmauer entstand, wurde die westliche Treppe, die die Orchestra mit dem Zuschauerraum verband, zerstört. Da die meisten Besucher durch das Bühnengebäude ins Theater gelangen, war die Treppe zur sicheren Wegeführung in den Zuschauerbereich zu rekonstruieren.

9. Die Reste der Orchestra-Westtreppe vor Beginn der Arbeiten; die byzantinische Festungsmauer wurde bei der Ausgrabung 1903 entfernt.

IV. Die Ostseite des 1. offenen Diazoma (Abb. 11 - 13)

Der erste Umgang (Diazoma), der die beiden großen gewölbten Zugänge im Osten und im Westen miteinander verbindet, war auf der Ostseite völlig zerstört. Hier führte nur noch ein tief eingeschnittener, schmaler Pfad zwischen den Sitzstufen und den vor der Trennwand zum geschlossenen Diazoma gelagerten Blöcken zum Ostzugang.

Zunächst wurden die umherliegenden Blöcke ins Steinlager verbracht. Das antike Niveau wurde mittels dicker Steinpackungen wiederhergestellt, die mit einer, als Lauffläche dienenden Schicht aus reinem Lehm abgedeckt sind. Auch die Treppe, die vom offenen Diazoma zum Ostkorridor hinabführt, wurde rekonstruiert.

12. Das zerstörte offene Diazoma vor dem Zugang zum Ostkorridor mit Dreibein.

V. Rekonstruktion einer Verbindungstreppe zwischen erstem und zweiten Rang (Abb. 14 - 18)

Von den 8 schmalen Treppen, die hinter den Orthostaten zwischen offenem und geschlossenen Diazoma vom 1. Diazoma zum 2. Rang hinaufführten, war keine einzige mehr erhalten. Die erhaltenen untersten Stufen und, an einer Stelle eine 2. Stufe ermöglichten in Verbindung mit den erhaltenen Fußprofilblöcken, Orthostaten und Kopfprofilblöcken eine exakte zeichnerische Rekonstruktion. Zur Verbindung des 1. und des 2. Ranges, aber auch zur Veranschaulichung des antiken Erschließungssystems wurde eine dieser Treppen, etwa in der Mitte des Umganges, real rekonstruiert.

15. Wie in der Antike, so wurden auch bei der Rekonstruktion die Orthostatenplatten mit Klammern verbunden. Freilich wurden an Stelle von Schiedeeisenklammern korrosionsbeständige Chrom-Vanadium-Klammern verwendet.

Vom überwölbten geschlossenen Diazoma führt ein kleiner Durchgang zu der quer liegenden, von den Orthostaten verborgenen Treppe, die mit 8 Stufen zum Umgang unterhalb der 1. Sitzstufenreihe des 2. Ranges hinaufführt. Oberhalb dieser Verbindungstreppe wurde die Radialtreppe zwischen dem 4. und 5. Sektor des 2. Ranges ergänzt, so dass die durchgängige Erschließung der Cavea, von der Orchestra bis zum rückwärtigen, zum Theaterkastell führenden Ausgang wiederhergestellt ist.

17. Die rekonstruierte Innentreppe von Westen; links führt die 5. Radialtreppe hinauf zum 2. Diazoma.

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19. Orchestra und Cavea im Jahr 1997.

 

.   Nicht nur der wilde Bewuchs von Bäumen, deren Wurzeln selbst massive Quadermauern anheben und auseinanderdrücken können, auch Gräser und Sträucher, deren Wurzeln in die Gußfundamente eindringen, bewirkten eine langsam fortschreitende Zerstörung des Theaters. Erst durch das vollständige Entfernen des Pflanzenbewuchses und der Erde sowie durch die Sicherung und Festigung der erhaltenen Fundamente des zweiten Ranges ließ sich das antike Erscheinungsbild dieses monumentalen Steinbaues wiedergewinnen.

 

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Abbildungsnachweis: Abb. 9 und 19: Photo V.v.Graeve; alle übrigen Abb. sind vom Verf.

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2. Das absturzgefährdete Mauerwerk oberhalb des ersten geschlossenen Diazoma, von provisorisch aufgestellten Stahlträgern gestützt.

 
 

3. Das Lehrgerüst für den ersten Gewölbebogen.

 

5. Das 1. geschlossene Diazoma nach Abschluss der Arbeiten 1999 von Osten.

 
 

6. Die verstürzten Sitzstufen im 2. Sektor des 1. Ranges.

8. Der 2. Sektor des 1. Ranges nach Abschluss der Arbeiten, von Osten.

 

 

 

 

 

 

 

 

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10. Die Orchestra- Westtreppe nach Abschluss der Rekonstruktions­arbeiten 1999.

 

 

 

11. Blick auf die Ostseite des 1. Diazoma vor Beginn der Arbeiten

 

13. Die Ostseite des 1. offenen Diazoma nach Abschluss der Arbeiten.

 

14. Eingang 7 des geschlossenen Diazoma vor Beginn der Rekonstruktionsarbeiten.

 

16. Entsprechend der antiken Technik wurden die Bettungen der Klammern mit flüssigem Blei ausgefüllt.

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18. Die wiederhergestellte Vertikalerschließung von der Orchestra über das 1. Diazoma hinauf zum Ausgang hinter dem 2. Diazoma.

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20. Orchestra und Cavea im Jahr 2001.

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   Die Rekonstruktion des Erschließungssystems, der Treppen und Umgänge (Diazomata), bietet den vielen Besuchern die Möglichkeit, dieses gewaltige Bauwerk nicht nur aus der Ferne zu betrachten, sondern es wieder zu durchwandern oder, wie das Publikum in der Antike, auf den marmornen Sitzstufen zu verweilen.

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