Die Geschichte der Emschergenossenschaft
Projektteam

Forschungsprojekt: Die Geschichte der Emschergenossenschaft

Im Rahmen eines Kooperationsprojektes zwischen Emschergenossenschaft/Lippeverband (EGLV) und der Professur für Zeitgeschichte wird die Geschichte der beiden Verbände zwischen 1930 und 1960 erforscht. Der Schwerpunkt der Studie liegt dabei auf einer umfassenden historiographischen, empirisch-kritischen Erforschung der Geschichte der EGLV zur Zeit des Nationalsozialismus sowie dessen Nachgeschichte. Dabei stellt die EGLV als stark technologisch orientierte Institution an der Schnittstelle von kommunaler bzw. öffentlicher Verwaltung und der Bergbau- bzw. Metallurgie-Industrie des Ruhrgebiets im Vergleich zu „klassischen“ Aufarbeitungsprojekten von staatlichen Behörden, Ministerien oder Unternehmen einen komplexeren, aufgrund der Vielzahl der beteiligten Akteure und deren Verflechtungen zugleich aber auch zeithistoriographisch hochinteressanten Grenzfall dar. Die Wahl des Untersuchungszeitraums über die Zäsuren 1933 und 1945 hinweg erlaubt es, Wandlungs- und Dynamisierungsprozesse sowie politische Möglichkeitsstrukturen und -bedingungen in längerfristiger Perspektive vergleichend in den Blick zu nehmen.
Es sollen insbesondere drei Forschungsdimensionen fokussiert werden:
1. Infrastruktur und Landschaftsgestaltung
Gemäß ihrer Aufgabe der (Ab-)Wasserregulierung im Ruhrgebiet ist die EGLV für die wasserwirtschaftliche Infrastruktur verantwortlich und griff (und greift nach wie vor) dabei weitreichend in die Landschaftsgestaltung im Ruhrgebiet ein. Mit Blick auf diese Makroebene der Infrastrukturplanung und Landschaftsorganisation sollen Fragen des historischen Wandels, aber auch Kontinuitäten von Raum- und Landschaftsvorstellungen untersucht werden. Durch eine langfristige Perspektivierung über die Zeit des Nationalsozialismus hinaus lässt sich darüber hinaus nach den spezifischen Bedingungen der Realisierung aufwändiger Infrastrukturprojekte im Nationalsozialismus fragen, was neue Erkenntnisse für die allgemeine NS-Forschung erwarten lässt.
2. Arbeit und Arbeitseinsatz
Als ein weiteres zentrales Schwerpunktthema sollen unterschiedliche Teilaspekte des Arbeitens, ihrer ideellen Dimension und politischen Inszenierung, praktischen Organisation und der hiermit verbundenen Alltagspraktiken in den Blick genommen werden. Dies umfasst auf der Mikroebene konkret für die Zeit bis 1945 sowohl Elemente der Sinnstiftung von Arbeit durch die sozialpolitische Integration von arbeitslosen „Volksgenossen“ in den frühen 1930er-Jahren durch Maßnahmen der Arbeitsbeschaffung bzw. des Reichsarbeitsdienstes in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts. Von erheblichen Interesse erscheint auch die Analyse der Organisation von erzwungener Arbeit durch den systematischen und flächendeckenden Einsatz von Kriegsgefangenen, Gefängnisinsassen sowie Konzentrationslagerhäftlingen als Zwangsarbeiter während der Kriegszeit.
3. Karrieren und Biographien
Über einen biographischen Zugang können schließlich Fragen nach Karriereverläufen, personellen Kontinuitäten und (unterbundenen) Entnazifizierungen fokussiert werden. Hierüber kann dabei auch die nach 1945 einsetzende, erinnerungskulturelle Auseinandersetzung innerhalb der EGLV mit der eigenen NS-Vergangenheit mit Blick auf interne Mythenbildungen sowie die öffentliche Wahrnehmung eingehend untersucht werden.
Die Ergebnisse der Studie sollen 2020 veröffentlicht werden.

Kontakt

e-mail:geschichte-eglv@rub.de
Tel: 0234-32-24672
Raum: GA 4/57 (Süd)