Geschlecht und [...] - Heterogenität als Thema erziehungswissenschaftlicher Lehre
Die Veranstaltungsreihe Geschlecht und […] befasste sich mit der Relevanz von Geschlecht und weiteren damit in Zusammenhang stehenden Heterogenitätsdimensionen für die universitäre Lehre. Sie zielte damit auf eine Stärkung des Themenbereichs „Diversity und Vielfalt“ am Institut für Erziehungswissenschaft, aber auch generell an der Ruhr-Universität Bochum. Die Veranstaltungsreihe wurde im Rahmen des Lore-Agnes-Programms gefördert und vom Institut für Erziehungswissenschaft ausgerichtet.
Heterogenität ist in vielen Fächern ein Thema der Lehre. Heterogenität wird integrativ (z.B. Behinderung),
differenzierend (z. B. Schulformen; Religionsunterricht) oder durch zeitweise Trennung (z. B. Girls‘ Day/Boys‘ Day)
beantwortet. Die Veranstaltungsreihe setzte geschlechtliche Differenz systematisch zu weiteren Heterogenitäts-dimensionen in Bezug – aus der Perspektive von Theorie und Praxis. Für die Vortragsveranstaltungen wurden exemplarisch vier Differenzmerkmale ausgewählt, die immer gemeinsam mit dem Differenzmerkmal Geschlecht betrachtet wurden.
Als Referent*innen wurden jeweils zwei Personen angefragt, die das Thema einerseits aus einer forschenden (universitären) Perspektive beleuchteten:
- Welche Erkenntnisse gibt es zu diesem Bereich?
- Welche Ideen oder Erfahrungen habe ich, um diese Erkenntnisse für meine eigene Lehre
nutzbar zu machen?
Andererseits eine Praxisperspektive auf das Thema legen:
- Welche Relevanz besitzt das Thema in meinem Praxisfeld?
- Welche Kompetenzen müssen Absolvent*innen, die in diesem Bereich tätig werden wollen, mitbringen?
Zielfokus war die Frage, wie Heterogenität als Thema der Lehre gestaltet werden kann. Im Rahmen eines abschließenden Workshops sollten die Erkenntnisse aus den Vortragsveranstaltungen zusammengetragen und Konzepte für die Lehre erarbeitet werden.
Herzlich eingeladen waren Lehrende, Forschende und Studierende der Erziehungswissenschaft und affiner
Fächer sowie interessierte Gäste. Die Teilnahme an einem der Vorträge und dem Workshop konnte mit 4 AE im Erweiterungsmodul des hochschuldidaktischen Qualifizierungsprogramm der RUB angerechnet werden.
Für mehr Informationen zu den einzelnen Vortragsveranstaltungen bitte auf den Veranstaltungstitel klicken.
TERMIN |
VERANSTALTUNGSTITEL |
18.01.2017 |
Geschlecht und Behinderung Zeit: 16 - 18 Uhr // Ort: Comeniusraum GA 2/41
Prof. Dr. Ulrike Schildmann "Dynamiken zwischen Geschlecht und Behinderung – eine intersektionale Perspektive"
Geschlecht und Behinderung sind zwei relevante Strukturkategorien der heutigen Gesellschaft. Sie weisen allerdings sehr unterschiedliche Binnenstrukturen auf und gehen– in Abhängigkeit diverser institutioneller Regelungen – unterschiedlichste Wechselwirkungen miteinander ein. Dies wird besonders sichtbar, wenn die strukturellen Verhältnisse zwischen Geschlecht und Behinderung über die gesamte Lebensspanne hinweg (und damit in Verbindung mit der sozialen Kategorie Alter) analysiert werden. Diese Perspektive wurde in den letzten zehn Jahren (u.a. im Rahmen eines DFG-Projekt von 2010-2013, Leitung: U. Schildmann) entwickelt und wird nun im Rahmen der Intersektionalitätsforschung zur Diskussion gestellt.
Zum Vortragsskript
Monika Pelkmann "Lebensbedingungen von Frauen und Mädchen mit Behinderung / chronischer Erkrankung" Vortragsinhalte: sozial- und genderpolitische Arbeit des NetzwerkBüros Frauen und Mädchen mit Behinderung/chronischer Erkrankung, Praxiserfahrungen und Handlungsbedarfe in der Beratung von Frauen/Mädchen mit Behinderung im Hinblick auf gesellschaftliche Teilhabe durch Ausbildung und Beruf.
Zum Vortragsskript
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05.04.2017 |
Geschlecht und SpracheZeit: 16 - 18 Uhr s.t. // Ort: Comeniusraum GA 2/41
Prof.ecs Dr.ecs Lann Hornscheidt (xart splitta e.V.) "sprache und geschlecht: welche rolle spielt geschlecht für und in sprachHandlungen?"
in dem vortrag werde ich aufzeigen, wie geschlecht sich sprachlich äußert und welche rolle dies hat für wahrnehmungen von menschen. spielt es eine rolle, welche sprachformen ich benutze, welche namen und welche pronomen für andere personen sowie für mich selbst? wen meine ich, wenn ich in meinen texten androgendernde formen wie 'die leser' oder 'der zuhörer' verwende? welche erkenntnisse gibt es dazu, welche bilder sich bei menschen einstellen, wenn sie diese formen lesen und hören? wie ordne ich das redeverhalten einer anderen person (geschlechtlich) ein und welche vorstellungen re_produziere ich damit? was kann ich alles verändern und wie verstehe ich sprache in diesem kontext? der vortrag versucht impulse zu diesen fragen zu geben und lädt ein zu weitergehenden diskussionen.
Zur Person: lann hornscheidt hatte bis ende 2016 eine professur in gender studies und sprachanalyse an der humboldt-universität zu berlin sowie zahlreiche internationale gastprofessuren. arbeitet u.a. bei dem anti-diskriminierenden bildungsprojekt xart splitta e.V. (www.xartsplitta.net). gibt workshops, seminare und hält vorträge zu sprache und diskriminierung, politischen sprachveränderungen, sexismus und genderismus, trans-diskriminierung, intersektionalität, privilegierungen.
mehr infos unter lannhornscheidt.com
Moderation: Prof. Dr. Till Kössler (Ruhr-Universität Bochum)
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23.05.2017 |
Geschlecht und Migration Zeit: 16 - 18 Uhr // Ort: Comeniusraum GA 2/41
Dr. Minna-Kristiina Ruokonen-Engler (Goethe-Universität Frankfurt a. M.)
Die Auseinandersetzung mit Geschlecht im Kontext von Migration stellt ein kontroverses Diskursfeld dar. Nicht nur in medialen Darstellungen und Alltags-gesprächen, sondern auch in manchen wissenschaftlichen Auseinandersetzungen werden Migrant*innen als kulturell Andere dargestellt. Dabei nimmt die Dimension des Geschlechts und die Konstruktion der ethnisierten Geschlechterdifferenzen eine zentrale Rolle ein. In meinem Vortrag werde ich aus der kulturalisierungs- und rassismuskritischen Perspektive die Frage diskutieren, wie solche ethnisierten, vergeschlechtlichten Differenzkonstruktionen zur Reproduktion einerseits des kulturell Anderen/Fremden und andererseits des normativen, unsichtbaren Eigenem beitragen und somit gesellschaftliche Ausschlüsse (re)produzieren. Anschließend setze ich mich damit auseinander, welche Handlungsanforderungen hieraus für eine kritische pädagogische Praxis, welche die gesellschaftlichen Macht- und Hierarchie-verhältnisse berücksichtigt, entstehen und ziehe Schlussfolgerungen für die Gestaltung selbstreflexiver, kritischer Lehre, die gegen die Reproduktion von Differenzen als Ausschluss arbeitet.
Dr. Monika Goldmann (Dortmunder Forum Frau und Wirtschaft e.V.)
Curriculum Vitae:
Bis 2015 Senior Researcher an der Sozialforschungsstelle Dortmund (Zentrale Wissenschaftliche Einrichtung der Technischen Universität Dortmund)
1989 - 2002 stellvertretende Direktorin der sfs,
2002/2003 Vertretungsprofessur an der FH Dortmund
Arbeitsschwerpunkte: Empirische Forschung zu Organisations- und Personal-entwicklung, , Arbeitsgestaltung und Netzwerkentwicklung, Frauen- und Genderforschung, Globalisierung und demografischem Wandel. Langjährige Vorstandsvorsitzende des Dortmunder Forums Frau und Wirtschaft e.V. Der Verein arbeitet für mehr Chancengleichheit und die Erhöhung des Frauenanteil in Führungs-positionen der Dortmunder Wirtschaft (www.dffw.de) und hat deshalb das Projekt „Betriebliches Mentoring für qualifizierte geflüchtete Frauen“ mitentwickelt.
Moderation: Prof. Dr. Norbert Ricken (Ruhr-Universität Bochum)
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27.06.2017 |
Geschlecht und Begabung Zeit: 16 - 18 Uhr // Ort: Comeniusraum GA 2/41
Vertr.-Prof. Dr. Tanja Gabriele Baudson "Geschlecht und Begabung"
Genie und Erfolg sind männlich – den Eindruck könnte man zumindest bekommen, wenn man sich herausragende historische Persönlichkeiten, Einkommensunterschiede und Frauenanteile in einflussreichen Positionen anschaut. Gleichzeitig steigt der Frauenanteil unter den Abiturienten und Universitätsabsolventen seit Jahren an. Wie kommt es zu diesem (scheinbaren) Widerspruch? In meinem Vortrag werde ich auf psychologische, soziologische und kulturelle Ursachen eingehen. Ein Schwerpunkt des Vortrags wird auf zweien meiner Forschungsgebiet, der
Intelligenz- und Begabungsforschung einerseits und der Forschung zu begabungsspezifischen Stereotypen andererseits, liegen. Dabei werden wir einigen Klischees auf den Zahn fühlen und uns genauer anschauen, was Männer und Frauen in intellektueller Hinsicht tatsächlich unterscheidet – und ob sie nicht vielleicht doch sehr viel gemeinsam haben.
Dr. Birgit Oschmann (Institut für das begabte Kind, Bochum) "Geschlecht und Begabung – besteht Chancengleichheit für Kinder mit besonders hohen intellektuellen Begabungen? Sind Männer intelligenter als Frauen bzw. sind Jungen intelligenter als Mädchen?"
Auffallend in unserer Einrichtung zur Förderung von begabten Kindern ist, dass ein erheblich höherer Anteil an Jungen als an Mädchen in den Maßnahmen vertreten ist. Sind Mädchen weniger intelligent? Auch in der Beratung und Diagnostik, wenn in den Familien das Thema „Verdacht auf Hochbegabung bei unserem Kind“ aufkommt, ist dies häufig mit großer Unsicherheit und hohen Emotionen belegt. Werden denn ebenso viele Jungen wie Mädchen getestet? Ganz pragmatisch werde ich dazu im Vortrag aufgrund meiner fast 20-jährigen Tätigkeit in diesem Bereich Stellung nehmen.
Moderation: Prof. Dr. Grit im Brahm (Ruhr-Universität Bochum)
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WORKSHOP - Transfer in die Lehre
Die Veranstaltungen musste aus organisatorischen Gründen leider abgesagt werden. Die Poster als Übersicht aus den einzelnen Vorträgen sind rechts unter "Veranstaltungsdokumentation" zu finden. |
Projektdokumentation:
Das Projekt startete im Oktober 2016 und wurde im September 2017 beendet. Eine Dokumentation der Vortragsreihe und den abschließenden Projektbericht finden sie hier.